Leakey, Louis (Seymour Bazett)

kenianischer Paläoanthropologe und Primatologe


Leakey, Louis (Seymour Bazett)
Kurz & Kompakt
Geburtstag:7. August 1903
Geburtsort:Kabete Mission
Geburtsland:Kenia
Sterbedatum:1. Oktober 1972
Sterbeort:London
Sterbeland:Großbritannien

Die frühen Jahre

Als Sohn des Missionars-Ehepaars Harry und Mary Leakey wurde der Wissenschaftler unter dem vollen Namen Louis Seymour Bazett Leakey am 7. August des Jahres 1903 in  Kenia geboren. Der britisch-stämmige Paläoanthropologe wuchs in der Kabete Missionsstation in der Nähe von Nairobi auf. Seine Eltern wirkten dort als Missionare beim Ureinwohnerstamm der Kikuyu. Obwohl sich Leakey während seiner Kindheit zusammen mit seinen Eltern öfter für kurze Zeitspannen in England aufhielt, wuchs er eher nach afrikanischen Traditionen auf. Er beherrschte die Sprache der Kikuyu ebenso fließend, wie seine englische Muttersprache. Zusammen mit seinen afrikanischen Freunden ging er auf die Jagd und wurde innerhalb des Stammes als vollwertiges Mitglied akzeptiert. Im Alter von 13 Jahren wurde sein Interesse an der menschlichen Vorgeschichte geweckt, als er im Busch auf steinzeitliche Werkzeuge stieß.

Studium und Forschungsarbeiten

In Jahre 1922 begann Louis Leakey an der Universität Cambridge sein Studium für Anthropologie und Archäologie. Wegen eines Rugby-Unfalls unterbrach Leakey im Jahre 1924 sein Studium und kehrte zunächst wieder nach Afrika zurück. Dort war er der Mitorganisator einer paläontologischen Expedition nach Ost-Afrika. Im Jahre 1925 konnte Leakey sein Studium an der Uni Cambridge in beiden Fächern fortsetzen, das er 1926 mit erstklassiger Graduation abschloß. Danach leitete Leakey etliche Ausgrabungen in Afrika und erhielt im Jahre 1930 den Doktortitel für seine Forschungsarbeiten. Er fand zahlreiche Knochen, die zu dieser Zeit zu den ältesten bekannten Vorfahren der Menschheit zählen sollten. Unter anderem entdeckte er an Fundstätten bei Kanam und Kanjera Fossilien sowie den Kieferknochen eines Proconsul Africanus, ein Affe, der Obstesser war und bereits vor 23 – 14 Millionen Jahren im Miozän lebte. In England stieg deswegen seine Anerkennung als Forscher weiter und weiter.

Ehe, Kinder und Beziehung

Leakey galt als ein leidenschaftlicher Mensch aber auch als unberechenbarer Exzentriker. [1] Dies spiegelte sich auch in seinen Frauenbeziehungen wieder. So heiratete er im Jahre 1928 die in Afrika lebende Engländerin Frida Avern. Gemeinsam hatten sie zwei Kinder. Tochter Priscilla Muthoni Leakey wurde im Jahre 1931 geboren, der Sohn Colin Lous Avern Leakey kam im Jahre 1933 zu Welt. Allerdings hielt die Ehe nicht lange, da Leakey bereits 1933 eine außereheliche Beziehung zu Mary Nicol hatte. Sie war eine wissenschaftliche Illustratorin, mit der er bereits vor seiner Scheidung im Jahre 1936 zusammen lebte und die er kurz darauf heiratete. [1]

Aufstieg und Fall des Louis Leakley

Trotz seiner Erfolge um die Funde bei Kanam und Kanjera blieben in England noch immer einige Zweifler skeptisch. So lud Leakley den Geologen Percy Boswell ein, um ihn bei seiner Expedition 1934/35 in Afrika zu begleiten. Unglücklicherweise konnte Leakley aufgrund unzulänglicher Dokumentationen der Fundstellen den Platz des Fundes nicht mehr zuverlässig identifizieren. Dies führte dazu, dass der Bericht Boswells in England, dafür sorgte, dass Leakeys wissenschaftlicher Ruf in England ernsthaft Schaden nehmen sollte. Zusammen mit den privaten Skandalen um den Wechsel seiner Partnerinnen untergrub dies seine bis dorthin vielversprechenden akademischen Karriereaussichten in Cambridge. So schlug er sich in England ohne feste Anstellung mit dem Schreiben wissenschaftlicher Fachartikel und Vorträgen durch. Im Jahre 1937 kehrte er schließlich nach Afrika zurück, wo er eine umfassende völkerkundliche Studie über den Kikuyu Stamm ausarbeitete. Im Jahre 1941 bekam Louis Leakey eine unterbezahlte Anstellung im Kenya National Museum, wo er ab 1945 als Kurator arbeitete. [1]

Weiterer Werdegang

Im Zweiten Weltkrieg setzte Louis Leakey neben seiner Tätigkeit im National Museum zusammen mit seiner Frau Mary seine archäologischen Arbeiten in Kenia fort. Im Jahre 1947 sorgte der erste Panafrikanische Kongress, den Leakey zur Vorgeschichte des Kontinents organisierte, dafür, dass sein Ruf in der wissenschaftlichen Welt langsam wieder wieder hergestellt wurde. Der Kongress war für ihn und seine Frau Mary eine gute Plattform, den Fachleuten ihre umfangreichen Arbeiten seit dem Debakel um die Fundstellen bei Kanam und Kanjera zu präsentieren. Im Jahre 1948 begannen die Leakeys ihre Ausgrabungen in der Nähe von Swartkrans und machten die spektakuläre Entdeckung eines Menschenaffen-Fossils das später als Homo Erectus als menschlicher Vorfahre bekannt wurde. Trotzdem dieser Fund den Leakeys zu finanziellen Mitteln verhalf, behinderte die andauernde Geldnot immer wieder die Forschungen des Ehepaars. Dennoch sie nicht auf und machten weiterhin zahlreiche Entdeckungen von großer Bedeutung. [1]

Der Durchbruch

Während der 1950er konzentrierten sich die Leakeys hauptsächlich auf Ausgrabungen in Tansania rund um die Olduvai Schlucht. Einen wichtigen Fund für die forschungswissenschaftliche Karriere der Leakeys machte Mary im Jahre 1959. Es war ein hominines Fossil mit einem sehr robusten Schädel und großen Zähnen. Louis, der die Wichtigkeit des Fundes erkannte, nannte dieses Exemplar Zinjanthropus Boisei, kurz: "Zinj" und behauptete, dass es sich hierbei um einen menschlichen Vorfahren handele. Nun wurden die Leakeys auch in der Öffentlichkeit populär. Im "National Geographic Magazine" erschienen unzählige Artikel über das Forscher-Ehepaar, was ihnen endlich finanzielle Möglichkeiten gab, um ihre Ausgrabungen in Olduvai zu erweitern. In nur wenigen Jahren wurden noch viele anderen Knochen und Fossilien gefunden. Den Höhepunkt der Forschung erlebte Louis Leakey im Jahre 1964 als er zusammen mit den Wissenschaftlern John Napier und Phillip Tobias auf den Homo Habilis stieß.

"Drei Engel für Louis"

Da Leakey der Auffassung war, dass Frauen grundsätzlich begabtere Feldbiologen wären als Männer, beauftragte er 1966 Dian Fossey, eine Forscherin, die Berggorillas in Rwanda beobachtete mit dem Studium der Menschenaffen in ihrer natürlichen Umwelt. Mit ins Boot nahm er auch Jane Goodall, die Langzeitstudien über Schimpansen in Tansania anstellte sowie Biruté Galdikas, die als Professorin für Anthropologie das Verhalten von Orang Utans studierte. Alle drei "Engel für Leakey" wurden fast schon zu Popstars in der Welt der Wissenschaft und Fossey erlangte mit der Verfilmung ihres Buches "Gorillas im Nebel", mit Sigourney Weaver in der Hauptrolle, den Ruf der der tragischen Kinoheldin. [2]

Das Ende

Unterwegs zu einem Vortrag in London erlag Lois Leakey am 1. Oktober 1972 den Folgen eines Herzinfarktes. Von seinen Fachkollegen wurde er geachtet und als einer der wissenschaftlichen Größen der Paläoanthropologie bezeichnet. Sogar ein Mondkrater wurde nach ihm benannt.


Quellenangaben:

[1] https://www.evolution-mensch.de/thema/forscher/louis-leakey.php
[2] Zrzavý, Jan; Bayer, Peter: Humanbiologie von Hynek Burda, utb basics, Band 4130, S.152